Unsere Projekte
Modernisierung des OP-Bereichs der Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie in der Zentralukraine
Seit dem 1. Oktober 2025 arbeiten wir an der Modernisierung des OP-Bereichs eines Regionalkrankenhauses in der Zentralukraine. Ziel des Projekts ist es, die operativen Kapazitäten und die Versorgungsqualität deutlich zu verbessern, um eine zeitgemäße chirurgische Behandlung sicherzustellen.
In den vergangenen drei Jahren versorgte die Klinik rund 3.000 Kriegsverletzte, darunter viele Zivilisten. Aufgrund ihrer infrastrukturell günstigen Lage ist sie eine zentrale Anlaufstelle für Verwundete aus den Frontgebieten und wird auch künftig eine wichtige Rolle bei der medizinischen Versorgung spielen.
Im Mittelpunkt der Modernisierung stehen die Erneuerung der Anästhesietechnik, die Ausstattung der OP-Säle sowie die Beschaffung moderner chirurgischer Instrumente. Langfristig ist die Etablierung mikrochirurgischer Verfahren geplant, um auch komplexe Defektdeckungen durchführen zu können.
Aufgrund der hohen Rate an infizierten kriegsbedingten Verletzungen – vor allem durch Schuss- und Explosionsverletzungen – mussten die Versorgungsstrategien in der Ukraine angepasst werden. Die Folge sind häufig großflächige Debridements (Entfernen von abgestorbenem, beschädigtem oder infiziertem Gewebe), wodurch erhebliche Weichteildefekte entstehen, die anschließend gedeckt werden müssen.
Dabei mangelt es nicht nur an moderner Ausstattung, sondern auch an fachlicher Expertise. Vor Beginn der großflächigen russischen Invasion im Jahr 2022 verfügte das Regionalkrankenhaus über keine eigene Abteilung für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie. Diesem Mangel begegnen wir einerseits durch die fachgerechte Ausstattung und andererseits durch die gezielte Schulung des ukrainischen Personals durch erfahrene deutsche Chirurgen.
Auf diese Weise wird das notwendige Wissen direkt vor Ort verankert und die Grundlage geschaffen, die chirurgische Versorgung auch nach Ende der Kampfhandlungen eigenständig fortzuführen. Unser Projekt leistet damit einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung der medizinischen Infrastruktur und zur Qualifizierung lokaler Fachkräfte.
Aus wirtschaftlichen Gründen greifen wir bei der Beschaffung der Ausstattung auf geprüfte, gebrauchte Geräte zurück und erwerben nur das chirurgische Instrumentarium neu. Der bewusste Verzicht auf teure Neuanschaffungen ermöglicht es, das Projekt innerhalb des knappen Budgets umzusetzen, ohne die Behandlungsqualität zu beeinträchtigen.
Grundsätzlich arbeiten wir bei all unseren Projekten so kosteneffizient wie möglich – das bedeutet den Verzicht auf Gehälter und kleinstmögliche Verwaltungskosten. Jeder gespendete Euro fließt direkt in die medizinische Versorgung vor Ort.
Das Projekt wird durch die Förderung der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung ermöglicht, der wir unseren herzlichen Dank für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung aussprechen.
Ärztliche Unterstützung im Bereich der Plastisch-Rekonstruktiven- und Handchirurgie
Im Oktober 2022 brach zum ersten Mal ein von uns organisiertes OP-Team aus dem Bereich der Plastisch-Rekonstruktiven- und Handchirurgie in die Zentralukraine auf. Der Einsatz war als Pilotprojekt zu werten, bei dem es um die Unterstützung zweier großer Kliniken ging. Das Team unterstützte die ukrainischen Chirurgen im OP, brachte operative Skills ein und versorgte eigenständig eigene Patienten. Wir stellen fest, dass die Kliniken trotz der Hürden, mit denen sie zu kämpfen hatten, eine großartige Arbeit leisten. Sie haben mit einem großen Anstieg an Patienten zu kämpfen, die durch den Krieg ausgeprägte Weichteilverletzungen erlitten haben. Die Rate an Wundinfektionen ist groß, sodass sich die Behandlungsdauer in die Länge zieht. Bei unserer Arbeit fiel auf, dass die Räumlichkeiten sich in einem schlechten Zustand befanden, sodass hier gerade auch materielle Unterstützung vonnöten ist.
Wir werden unsere Arbeit hier weiter ausbauen und versuchen, die Kliniken auch in Zukunft materiell sowie bei Bedarf personell zu unterstützen.
Hausärztliche Grundversorgung
Bei unseren Besuchen in der Ukraine haben wir in Flüchtlingseinrichtungen eine provisorische hausärztliche Grundversorgung gewährleistet. Viele der Geflohenen haben seit Jahren keinen Arzt mehr besucht und ihre Beschwerden in den Hintergrund gestellt. Durch eine frühzeitige Vorstellung bei einem Arzt können viele Erkrankungen frühzeitig erkannt und so ein komplizierter Verlauf verhindert werden. Bestand eine Operations- oder Behandlungsnotwendigkeit in einer Klinik, wurden die Patienten von uns dorthin überwiesen oder selbst in diesen versorgt. Wir mussten leider immer wieder feststellen, dass Krankheiten so lange unbehandelt blieben, sodass sich hier der Verlauf weiter verschlechtert hat oder gar eine Heilung unmöglich war. Dies zeigt uns, wie wichtig eine Grundversorgung ist und warum Projekte, die diese gewährleisten, so wichtig sind.
Bereitstellung medizinischer Verbrauchsmaterialien und Geräte
Seit Beginn der russischen Invasion Anfang 2022 haben wir verschiedene Transporte mit medizinischen Verbrauchsmaterialien und Geräte auf den Weg in die Ukraine geschickt. Diese Hilfe wäre ohne Spenden nicht zu bewerkstelligen gewesen. Unter anderem haben wir in den Phasen des Krieges um Kiew OP-Materialien dorthin vermittelt. Ebenfalls unterstützt wurde der Wiederaufbau zweier Arztpraxen sowie eine große Klinik in der Zentralukraine.
Es herrscht ein großer Mangel an den einfachsten Verbrauchsmaterialien, sodass eine adäquate Versorgung ohne Hilfe aus dem Ausland kaum zu stemmen ist. Viele Ukrainer sind nicht krankenversichert, wodurch der Arztbesuch zu einem teuren Vergnügen werden kann. Durch die Unterstützung mit medizinischen Materialien kann hier eine medizinische Versorgung erfolgen, die sonst nicht ohne weiteres möglich wäre.
Wir suchen hier weiter nach Verbrauchsmaterialien und Geräten, die wir weiter in die Ukraine vermitteln werden.
Bereitstellung chirurgischer Instrumente
Aktuell bauen wir einen Pool an chirurgischen Instrumenten auf, dieser soll eine unkomplizierte Unterstützung und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen gewährleisten. Die OP-Siebe (z.B. für die Plastisch-Rekonstruktive- und Handchirurgie) werden kostenlos an andere wohltätige Organisationen verliehen, sodass hier bei Bedarf schnell reagiert werden kann. So können wir auch OP-Reisen durchführen, ohne dafür den Kliniken in Krisen-, Katastrophen- oder Entwicklungsländern zu Last zu fallen. Dadurch sind wir unabhängig bei unserer Einsatzplanung.